Das laute Schweigen

Für mich ist es bei einer Informaion immer wichtig zu wissen:
– von wem stammt sie?
– welchen Hintergrund hat der Informationsgeber?
– was ist sein Motiv?
Als ich das Buch „Das laute Schweigen des Max Grund“ in die Hand genommen habe, habe ich mir diese Fragen auch gestellt und mich zunächst mit den Angaben im Impressum des Werks beschäftigt.
Originaltitel: Das laute Schweigen des Max Grund
Impressum: Edition PJB
Umschlaggestaltung: Ruthardt Consulting
Vertrieb: Buch&Media GmbH, München
Das kommt höchst seriös daher, die Wahrheit ist aber eine andere. Der Verfasser ist Ralf M. Ruthard, Geschäftsführer Weiter lesen...

Frankreich-Portugal-Spanien 2017 Teil II

Die Nacht in den Pyrenäen war schon herbstlich kalt und der morgendliche Blick in einen sonnigen Himmel täuschte gewaltig über die außerhalb des Wohnmobils herrschenden Temperaturen. Das wurde mir spätestens in dem Moment klar, als ich nach einer herrlich heißen Dusche und einem nicht minder heißen und starken Kaffee die Tür öffnete, um mir vor der Fahrt noch etwas die Beine zu vertreten. Nicht’s wie wieder rein; was eine herrliche Optik versprach, strafte die Realität mit Temperaturen kurz über dem Gefrierpunkt Lügen. Zunächst verließ ich Puigcerda auf der Nationalstraße, um auf der spanischen Seite der Pyrenäen ein Stück westlich zu fahren. Bald erreichte ich bei Adrall die Abzweigung nach rechts Richtung El Pont de Suert und schon war ich wieder mitten drin in der wunderbaren Pyrenäen Bergwelt, wo sich die Straße erst durch den Wald und dann entlang eines Flusslaufs kurvenreich emporwindet. Und wieder besticht der glasklare wunderbar blaue Himmel über der Hochebene. In das unendliche Blau scheinen die grauen Berggipfel wie mit einem Skalpell hineingeschnitten, so scharf und klar zeigt sich einem die Trennlinie zwischen „oben und unten“.

Und weiter hoch zieht sich die Straße auf der Grenzlinie zwischen Katalonien und Aragonien und führt als Nationalstraße 230 durch einen langen schnurgeraden Tunnel, um anschließend in ein weiches grünes Tal einzutauchen. An der Garonne entlang geht es in Richtung Tournay, vorbei an vielen, zumeist schon verlassenen, Campingplätzen entlang der Straße. Und, nahezu unbemerkt, quere ich wieder einmal die Grenze zwischen Spanien und Frankreich, vorbei an einer imposanten Talsperre und so langsam weicht das waldige Land dem Ackerbau. Die immerwährend scheinende Herbstsonne hat zwischenzeitlich auch die Morgenkälte komplett vertrieben und heizt um die Mittagszeit tüchtig ein. Entlang der Garonne läuft die Straße abwärts und weiter unten im Tal kurz vor der Autobahn Richtung Tournay liegen die Temperaturen bereits wieder bei rund 25°, aber trockene, klare Wärme, nicht drückend. Trotzdem mache ich mich schnell auf den Weg, um wieder Höhe zu gewinnen und mein Wohnmobil klettert rund 400 Höhenmeter nach Luz-Saint-Sauveur. Die Lage des kleinen Dörfchens ist schon bemerkenswert. Es liegt in einem der möglicherweise schönsten Täler der Hautes-Pyrenees und neben der Zufahrt zur Westrampe des Tourmalet findet man hier auch den Eingang zu dem unvergleichlichen und grandiosen Cirque de Troumouse.

Dieser, mitten im Nationalpark der Pyrenäen gelegene Talkessel wird von den hohen Gipfeln der Pyrenäen eingerahmt. Ein erhebender Anblick, es war Herbst und ich stand alleine mitten in diesem Tal, umgeben von den bis zu 2.000m hohen Pyränenbergen. Und dabei dachte ich dann doch darüber nach, ob dieser Anblick tatsächlich „erhebend“ war  oder nicht vielmehr beeindruckend in dem Sinne, dass man sich derart klein und unbedeutend fühlt, wenn die überwältigende Natur die einzige Umgebung darstellt. Kein Einzelner von uns hat „gegen“ die Natur eine Chance, wohl aber mit ihr. Wir aber rotten uns zusammen, um mit einer Arroganz der  technischen Überlegenheit alles kaputt zu machen, was uns zum Leben dient und was wir achten und schützen sollten.

Der Tag war fahrtechnisch schon gelaufen, denn zum einen bedeutet der Ausflug in den Cirque de Troumouse, dass man die Sackstrße auch wieder herunter muss und zum anderen wollte ich nur noch eine kurze Etappe hinter mich bringen, um hier in den Bergen den Abend zu genießen. Aber erstmal eine kurze Pause und am Cafe, direkt am Platz des 8ten Mai ein Käffchen und eine leckere Crepes genossen. Zunächst bleibe ich auf der der D821 bis Argeles-Gazost, um dann links abzubiegen auf die D918. Ich wollte den direkten Weg über die Berge nach  Laruns  nehmen. Landschaftlich überaus schön aber mit einem nicht ganz kleinen Wohnmobil erforderte es doch ziemlich viel Aufmerksamkeit und die wurde eben durch die sagenhafte Landschaft immer wieder abgelenkt. Und auf geht’s, zum Gipfel. Die Straße scheint zu Beginn ganz harmlos. An einem kleinen Flüsschen entlang durch ein, zwei Ortschaften durch, wird es dann ein wenig enger, der Wald rückt von rechts und links enger an die Straße und das Talbett wird schmal. Dann hört der Wald auf und es beginnen Wiesen und Steine und nach der Querung des kleinen Flüßchens beginnen die ersten Kehren. Immer karger wird die Landschaft und die Steigung der Straße verschärft sich. Oben angekommen genieße ich die herrliche Stille, die glasklare Luft und den unnachmachbar blauen Himmel. Die Straße führt an einem Bergrücken entlang und rechts schweift der Blick in ein tiefes Tal. Stellenweise gibt es eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 25 km und ich denke die Verantwortlichen vom Straßenbauamt wissen warum. Einmal hatte ich echt vor einem Tunnel Befürchtungen, ob das Wohnmobil von der Höhe her durchpasst.  Aber ein hilfreicher entgegenkommender Autofahrer hielt und lotse mich entsprechend durch. Wer kurvenreiche kleine Sträßchen mag, auf welchen hie und da mehrere Kühe spazieren gehen, ist hier genau richtig.  Nach Laruns hinunter führen noch ein paar schöne Kehren und kurz nach der Ortschaft traf es mich dann. Nicht, dass die Straße zu schmal gewesen ist und doch passierte es trotzdem. Ein Wohnmobil mit französischem Kennzeichen kam entgegen und wir grüßten uns beide freundlich und dann war es geschehen. Mit einem ohrenbetäubenden Knall flog mir mein eigenes Spiegelglas um die Ohren. Glücklicherweise trage ich Brille, so dass den Augen nichts passierte. Ich bremste zügig ab, fuhr rechts ran stieg aus. Mein französischer Kontrahent tat das gleiche und wir trafen uns inmitten der Straße die aussah, als ob eine Bombe in eine Plastikfabrik eingeschlagen hätte. Wir waren uns schnell einig, dass jeder von uns für seinen Spiegel verantwortlich war und keinen von uns beiden eine Alleinschuld an dieser dämlichen Karambolage traf. So räumten wir die Straße auf, verabschiedeten uns höflich, sprachen gegenseitig Glückwünsche aus und setzten die Fahrt fort.  Zuerst warf ich noch einen Blick ins Handbuch um die nächste Fiat Station zu finden und siehe da in Oloron-Sainte-Marie wurde ich fündig. Das war ca. eine halbe Stunde entfernt und wenn ich mich beeilte, müsste ich so gegen 17:00 Uhr eintreffen. Ein Versuch war es wert und wenn ich schon links nichts mehr nach hinten sah so konnte ich mich voll nach vorne konzentrieren und gab dem Wohnmobil die Sporen. In der Tat kurz kurz vor 17.00 Uhr war ich bei Meister Guiraud und bat um Hilfe. Er hat mir sehr geholfen, wobei seine Unterstützung im ersten Anlauf enttäuschend war. Nach 2 bis 3 Telefonaten erklärte er mir, dass der Spiegel per Express bereits 3 Tage später bei ihm eintreffen könnte. Meine „Unfreude“ war offensichtlich und so gab er mir den Rat, nach Bayonne weiterzufahren wo sich eine große Niederlassung von Fiat befinde würde. Meister Guiraud war wirklich sehr nett und hilfsbereit und erläuterte mir noch den Weg und so stand eine weitere und zweistündige Fahrt vor mir, so dass ich möglichst am nächsten Morgen schon vor Toröffnung vor der Fiat Niederlassung stand. Möglicherweise ist dem einen oder anderen Leser durchaus bewusst was es bedeutet, mit einem Wohnmobil ohne linken Außenspiegel und ohne mit dem Innenspiegel einen Blick nach hinten werfen zu können, zu fahren. Auf der normalen Landstraße schafft dies nicht unbedingt ein Problem, es sei denn man möchte einen Traktor überholen. Auf dem letzten Stück Autobahn nach Bayonne bedeutete dies aber, sich entweder hinter den Schwertransport einzureihen oder irgendeine Möglichkeit zu finden nach hinten zu schauen. Und wieder einmal gilt, der Mensch kann noch so blöde sein, er muss sich nur zu helfen wissen. Ich habe die Kamerafunktion meines Handys eingeschaltet und zwar auf Frontkamera, so dass ich mich selber gesehen habe. Dann hob ich das Handy links zum Fenster hinaus und konnte in der Tat sehen, ob die linke Spur frei war und ich überholen konnte. Ich kann nur sagen, die eine Hand umklammerte völlig krampfhaft das Handy  und empfehlen kann ich die Vorgehensweise auch nicht. Jedenfalls und mithilfe von Handbuch und Navi war ich gegen 21:00 Uhr in Bayonne vor der Werkstatt ausgehungert und durstig wie nichts Gutes. Die Werkstatt lag im Industriegebieten so machte ich mich auf in die Stadt und fand auf einem großen City-Parkplatz, der nahezu verlassen am Abend vor mir lag, ausreichend Platz für das Wohnmobil. Jetzt galt es noch etwas zum Essen aufzutreiben und  mich mit der Tatsache abzufinden, dass ich in einer Stadt war, in welche ich nicht wollte und mir morgen, wenn ich Glück hatte eine Verspätung von nur einigen Stunden einhandeln würde. Über Pech wollte ich gar nicht nachdenken, denn es war Donnerstagabend das Wochenende stand bevor. Um das Ergebnis vorher vorwegzunehmen ich hatte nur Glück. Ich lernte eine wahnsinnig schöne Stadt kennen, wenngleich es auch nur am Abend und am nächsten Vormittag war, aber es war traumhaft.

Vom Parkplatz aus lief ich durch einen kleinen Park und durch eine abenteuerliche Wallanlage, vorbei an der Kathedrale in die Altstadt. Es ist eine wirkliche Altstadt, d.h. schön gepflasterte Straße, alte Häuser, keine Autos und natürlich ein Geschäft am anderen. Viele Menschen auf den Straßen, die flanieren, vor kleinen Bars standen oder die Geschäfte heimsuchten. Ich lief hinunter zu dem Flüßchen Nive, das hier in den Adour mündet und fand in einem der vielen kleinen Restaurants einen Platz, weckte meine Lebensgeister zunächst mit einem kühlen Bier und gönnte mir dann ein richtig gutes Abendessen. Egal, was der nächste Tag bringen würde, bis auf das Malheur mit dem Außenspiegel war es ein wunderbarer Tag mit einem fabelhaft schmeckenden Ausklang. Zwar stand das Womo mitten in der Stadt, doch die Nacht war ruhig und frühmorgens machte ich mich auf, um pünktlich bei FIAT zu sein.

 

 

Frankreich-Portugal-Spanien 2017 Teil I

„Manchmal träume ich schwer                           So vergeht Jahr um Jahr Und dann denk‘ ich es wär‘                                    Und es ist mir längst klarZeit zu bleiben und nun                                          Dass nichts bleibtWas ganz And’res zu tun“                                      Dass nichts bleibt, wie es war!“

Hannes Wader aus dem wunderbaren Song  „Heute hier – morgen dort“.

Und trotzdem, manchmal denkt man zurück, an schöne Reisen, Anblicke, Momente, die so wunderbar und eindrucksvoll sind, dass man sie festhalten möchte. Und solches Festhalten funktioniert, zumindest bei mir im Gedächtnis.  Und immer wieder tauchen dann diese Momente vor meinen Augen auf und erinnern mich daran, dass es sich um Augenblicke handelt an denen man zumindest eine Sekunde lang überlegt hat, ob es nicht tat-sächlich Zeit wäre zu bleiben.  Ein solcher Moment war die kurze Pause 2011 in dem kleinen Café an der Saone südlich von Chalon sur Saone.  Kleine Tische aus Eisen mit rot-weiß karierten Tischdecken. Auf der einen Seite das kleine Hafenbecken auf der anderen Seite die Straße, die von der Bedienung immer überquert wurde wenn Sie ins Restaurant gehen. Kein wirkliches Abenteuer, da in der Mittagshitze auf der Straße ohnehin überhaupt kein Verkehr war und sich eine fantastische Stille über diesen kleinen Ort, das Hafenbecken, die Brücke und unsere Pause legte. Nach vielen Jahren musste ich einfach wieder einmal dahin und ich entschloss mich mit dem Wohnmobil die Strecke entlang der Saone über die Pyrenäen und Nordspanien bis nach Lissabon zu fahren. Dort stießen meine Frau samt Freundin zu mir und gemeinsam verbrachten wir einen herrlichen Wander-Urlaub der uns entlang der Atlantikküste auf dem Fischerpfad bis zur Südspitze Portugals führte, aber dies ist eine andere Geschichte.

Ich jedenfalls traf an einem Samstag zu Oktoberbeginn um die Mittagszeit in Chalon sur Saone ein;  musste zuerst mühsam nach einem Parkplatz Ausschau halten, denn die für Wohnmobile extra aus-gezeichneten Parkplätze waren von Marktbesuchern zugeparkt. Es hatte insofern etwas vorteil-haftes, als mein Fußweg in die Innenstadt und zum Markt dadurch etwas ausgedehnter wurde und Bewegung tat mir nach der langen Anfahrt sicher gut. Die ganze wunderbare Altstadt war erfüllt vom Stimmengewirr unzähliger Menschen, die sich durch die engen Gassen schoben. Die aufgebauten Marktstände machten die Gassen noch schmaler, aber es galt diese überaus bunte und doch geschäftige Atmosphäre einzufangen.  Diese unendliche Vielzahl frischer Produkte aus dem landwirtschaftlichen Umfeld, das Obst die Salate aber auch regionaler Käse und Wurst ließen mich erstmals kräftig fürs Abendessen einkaufen und natürlich durfte auch ein angemessener Rotwein nicht fehlen.

Weiter ging’s aus der Stadt heraus und auf kleinen Sträßchen an der Saone entlang in Richtung Charolle. So langsam neigte sich die Dämmerung über das absolut stille und friedliche Land und kurz hinter einer Brücke stellte ich mein Zuhause direkt am Fluss ab und genoss einen sehr ruhigen und farbenprächtigen Abend mit regionaler Wurst und Charolais-Ziegenkäse und einem Bauernbrot aus der Region.

Nicht ganz so ruhig verlief der Morgen, denn sehr, sehr früh an diesem Tag wurde ich durch eigentümliche Geräusche um ein Wohnmobil herum ge-weckt. Zwar hatte ich beim Abbiegen von der Straße auf diesen kleinen Treidelpfad am Fluss schon gesehen, dass ein Anhänger in der Nähe stand, mir jedoch keine Gedanken darüber gemacht. Nachdem ich der Ursache der Geräusche doch auf den Grund gehen wollte fand ich schnell heraus, dass 2 Angler wohl in einem kleinen Zelt in der Uferböschung übernachtet hatten und sich nunmehr Ihre Angler-Utensilien aus diesem Anhänger holten. Nun, es war Anfang Oktober , die Temperaturen entsprechend und es wechselte zwischen leichtem Regen und Nieseln und daher war ich sehr froh mich wieder zurück in mein kuschelig warmes Bett flüchten zu können und wünschte den beiden in Gedanken warme Kleidung und Petri Heil. Nach einem guten Frühstück ging es weiter über Montbrison, und eine entlang der Vulkane der Auvergne in einer weiten Schleife nach Le Puy  Übernachtung zu Fuße der Kirche Saint-Michel d’Aiguilhe (heiliger Michael auf der Nadel) und bewacht von der  benachbarten Notre–Dame de la France kann ja nichts schiefgehen (außer dem Glockengeläut). Ein wunderbarer Morgen und weiter geht’s begleitet von weiteren Heiligen aber auch wunderschönen Alleen , Burgen, Engstellen und weiten Plätzen in Richtung George du Tarn. Beeindruckend wenn man über Severac-le-Chateau in den George einfährt. Diese Einfahrt in den George hat es in sich, insbesondere das letzte Stück hinunter zur Tarn muss Erwähnung finden. Hier geht es über etliche Kehren auf einer eigentlich Wohnmobil ungeeigneten schmalen Strecke steil bergab und man ist gut beraten bei diesem Steilstück sich nicht von der wahnsinnig schönen und überaus reizvollen Landschaft vom Blick auf die Straße ablenken zu lassen.

Wahnsinns Allen und 2,5m schmale Gäßchen, d.h. an jeder Seite noch 5 cm

Links für die Straße in Richtung La Malene wo es an dem Ufer der Tarn einen großen Parkplatz gibt und auf dem Weg dahin findet man auch 2 Campingplätze, wo man direkt zur Tarn hinunter fahren kann aber mich zog es dieses Mal in die andere Richtung, zumal ich einfach lieber mit meinem Wohnmobil irgendwo direkt am Tarn-Ufer stehen wollte und alle meine Vorräte auch gut angefüllt waren. So habe verbrachte ich den Abend, der bereits ein wenig nebelig feucht sich aus dem Tal erhob, direkt an der Tarn, deren Rauschen mich angenehm in den Schlaf wiegte. Ein herbst-licher Morgen empfing mich dessen drückender Nebel nur vereinzelt durch Vogelrufe durchschnitten wurde. Es war nicht wirklich kalt, man ahnte, dass hinter den Nebel ein riesiger Sonnenball lauerte um ihn zu vertreiben. Die Blätter etlicher Silberpappeln und Birken raschelten in dem leichten Wind und es hat irgendwie etwas leichtes Gespentisches, so allein zwischen den Bäumen und am Flussufer zu stehen. Eine heiße Dusche und der nicht minder heiße süße Kaffee vertrieben sehr schnell alle gespenstische Gedanken und über eine kleine Brücke ging es auf der D 16 hinaus aus dem Tal, was mir wunderbare Anblicke bot. Wie vorausgesehen, so durchstieß ich nach steilem und kurzem Anstieg die Dunst- und Nebelwand und die herbstliche Sonne lachte über der Hochebene.

Ein faszinierender Anblick, wie der Dunst sich zunächst im Tal verstecken möchte und jegliche Sicht verhindert. Aber er kann nicht standhalten. Wo zunächst nur die Motoren und Flügelspitzen der Windräder über dem Nebel zu sehen waren, bricht sich die Sonne immer mehr ihren Weg und vertreibt die weiße Pracht langsam aus dem Tal.  Über Meyrueis und die Hochebene zurück zur Tarn, die N 88 und Rodez, Albi und Castres etwas Strecke zu machen in Richtung Karl Carcassonne. Alleenbild.  Unterwegs stiegen die Temperaturen immer weiter an und als ich der total verschwitzten Tramperin, die ich unterwegs aufgefischt hatte, ein kühles Wasser anbot, war sie überaus dankbar. Ja, auch sie wollten nach Carcassonne, wo sie am Bahnhof ihren Freund treffen wollte. Drei Tage war sie aus den Niederlanden unterwegs und offensichtlich froh, dem pisseligen Herbstwetter bei uns entronnen zu sein und bald dem Freund gegenüber zu stehen. Gott sei Dank habe ich der Schild vor dem Straßentunnel zum Bahnhof mit der Höhenbeschränkung von 3,10m noch gesehen. Den Rest ist sie denn gelaufen und ich wendete unter „großer Anteilnahme des lokalen Verkehrs“, mein Wohnmobil auf der kleinen Straße und fuhr ein Stück am Kanal entlang, wo all die Charterboote festgemacht hatten, BILD deren Besatzung sich, wie ich auch, auf den Weg zur Cite machen wollten. Ich hatte es etwas einfacher, weil es in unmittelbarer Nähe der Cité von Carcassonne“ ausreichend Parkmöglichkeiten gibt und auch Stellplätze für Wohnmobile vorhanden sind. Natürlich hat dies seinen Preis aber ich kann die Kollegen nicht verstehen, die sich ein Wohnmobil leisten und dann versuchen der Parkgebühr zu sparen. Wie auch immer, diese Cité ist sehenswert BILD und lohnt in jedem Fall einen Besuch, wenngleich einem durchaus bewusst sein muss, in einen Tourismus-Hot-Spot geraten zu sein.

Ein Espresso und ein herrlich süßes Stück Kuchen in einem der sonnigen Burgcafes bei einem gleichzeitigen Telefonat mit der in Deutschland leicht fröstelnden Familie, das Verweilen und natürlich  Menschen beobachten, ruft mir wieder einmal die Vorteile meines Reisens mit dem Wohnmobil in Erinnerung. Mich drängst nichts, mich ruft keiner, ob ich hier bleibe oder weiter fahre, vielleicht ein Schläfchen in der Mittagshitze mache oder stramm die Autobahn in Richtung Süden düse – alles ist gut. Ich entscheide mich fürs weiterfahren und erreiche über Ax-Le-Therm den Fuß der Pyrenäen BILD. Faszination pur. Weitflächige Blumenwiesen Schafe und am Ende des Tals die Bergkette, die ihre schroffe Silhouette in den unendlich blauen Himmel schneidet. Ein Stück weit auf der N 20, um dann aber noch vor dem Tunnel auf die N 320 zu biegen und in wilden Kehren in Richtung Col de Puymorens. Kein Baum mehr, grüne Matten links und rechts der Straße, ein strahlend blauer Himmel mit vereinzelt weißen Wölkchen und zwei Adler, die hoch oben kreisend ein Opfer suchen. Stehen bleiben, den Motor ausmachen, Stille, Hitze, in den Ferne das Geläut von Schafen und wieder ein solcher Moment aus Hannes Waders Song „Manchmal träume ich schwer und dann denk ich es wär, Zeit zu bleiben ….“.

Langsam rolle ich ins Tal der Hochebene nach Puigcerda, was ja immer noch auf rund 1.200m Höhe liegt. Es dämmert schon leicht und in der Stadt herrscht geschäftiges Treiben. Ich mache es mir auf einem Busparkplatz am Rande der Stadt bequem und marschiere in die City. Vorher hatte ich mir schon ein Lokal im Herzen der Stadt  und ausgesucht, aber es war geschlossen. Zum einen war es Montag und zum anderen schon außerhalb der Saison. Macht nichts, ich hatte ja zum Glück noch zwei weitere Restaurants auf der Liste. Aber, es war ja Montag und zum anderen schon außerhalb der Saison. Also landete ich in einer richtigen Kneipe mit erstaunlich gutem Essen und illustrer Gesellschaft aus einheimischen Bergführern und Gästen. Es war ein lustiger und unterhaltsamer Abend, vielleicht ein Tick zu lustig, jedenfalls musste ich am anderen Morgen etwas länger schlafen.