Frankreich-Portugal-Spanien 2017 Teil I

„Manchmal träume ich schwer                           So vergeht Jahr um Jahr
Und dann denk‘ ich es wär‘                                    Und es ist mir längst klar
Zeit zu bleiben und nun                                          Dass nichts bleibt
Was ganz And’res zu tun“                                      Dass nichts bleibt, wie es war!“

Hannes Wader aus dem wunderbaren Song  „Heute hier – morgen dort“.

Und trotzdem, manchmal denkt man zurück, an schöne Reisen, Anblicke, Momente, die so wunderbar und eindrucksvoll sind, dass man sie festhalten möchte. Und solches Festhalten funktioniert, zumindest bei mir im Gedächtnis.  Und immer wieder tauchen dann diese Momente vor meinen Augen auf und erinnern mich daran, dass es sich um Augenblicke handelt an denen man zumindest eine Sekunde lang überlegt hat, ob es nicht tat-sächlich Zeit wäre zu bleiben.  Ein solcher Moment war die kurze Pause 2011 in dem kleinen Café an der Saone südlich von Chalon sur Saone.  Kleine Tische aus Eisen mit rot-weiß karierten Tischdecken. Auf der einen Seite das kleine Hafenbecken auf der anderen Seite die Straße, die von der Bedienung immer überquert wurde wenn Sie ins Restaurant gehen. Kein wirkliches Abenteuer, da in der Mittagshitze auf der Straße ohnehin überhaupt kein Verkehr war und sich eine fantastische Stille über diesen kleinen Ort, das Hafenbecken, die Brücke und unsere Pause legte. Nach vielen Jahren musste ich einfach wieder einmal dahin und ich entschloss mich mit dem Wohnmobil die Strecke entlang der Saone über die Pyrenäen und Nordspanien bis nach Lissabon zu fahren. Dort stießen meine Frau samt Freundin zu mir und gemeinsam verbrachten wir einen herrlichen Wander-Urlaub der uns entlang der Atlantikküste auf dem Fischerpfad bis zur Südspitze Portugals führte, aber dies ist eine andere Geschichte.

Ich jedenfalls traf an einem Samstag zu Oktoberbeginn um die Mittagszeit in Chalon sur Saone ein;  musste zuerst mühsam nach einem Parkplatz Ausschau halten, denn die für Wohnmobile extra aus-gezeichneten Parkplätze waren von Marktbesuchern zugeparkt. Es hatte insofern etwas vorteil-haftes, als mein Fußweg in die Innenstadt und zum Markt dadurch etwas ausgedehnter wurde und Bewegung tat mir nach der langen Anfahrt sicher gut. Die ganze wunderbare Altstadt war erfüllt vom Stimmengewirr unzähliger Menschen, die sich durch die engen Gassen schoben. Die aufgebauten Marktstände machten die Gassen noch schmaler, aber es galt diese überaus bunte und doch geschäftige Atmosphäre einzufangen.  Diese unendliche Vielzahl frischer Produkte aus dem landwirtschaftlichen Umfeld, das Obst die Salate aber auch regionaler Käse und Wurst ließen mich erstmals kräftig fürs Abendessen einkaufen und natürlich durfte auch ein angemessener Rotwein nicht fehlen.

Weiter ging’s aus der Stadt heraus und auf kleinen Sträßchen an der Saone entlang in Richtung Charolle. So langsam neigte sich die Dämmerung über das absolut stille und friedliche Land und kurz hinter einer Brücke stellte ich mein Zuhause direkt am Fluss ab und genoss einen sehr ruhigen und farbenprächtigen Abend mit regionaler Wurst und Charolais-Ziegenkäse und einem Bauernbrot aus der Region.

Nicht ganz so ruhig verlief der Morgen, denn sehr, sehr früh an diesem Tag wurde ich durch eigentümliche Geräusche um ein Wohnmobil herum ge-weckt. Zwar hatte ich beim Abbiegen von der Straße auf diesen kleinen Treidelpfad am Fluss schon gesehen, dass ein Anhänger in der Nähe stand, mir jedoch keine Gedanken darüber gemacht. Nachdem ich der Ursache der Geräusche doch auf den Grund gehen wollte fand ich schnell heraus, dass 2 Angler wohl in einem kleinen Zelt in der Uferböschung übernachtet hatten und sich nunmehr Ihre Angler-Utensilien aus diesem Anhänger holten. Nun, es war Anfang Oktober , die Temperaturen entsprechend und es wechselte zwischen leichtem Regen und Nieseln und daher war ich sehr froh mich wieder zurück in mein kuschelig warmes Bett flüchten zu können und wünschte den beiden in Gedanken warme Kleidung und Petri Heil. Nach einem guten Frühstück ging es weiter über Montbrison, und eine entlang der Vulkane der Auvergne in einer weiten Schleife nach Le Puy  Übernachtung zu Fuße der Kirche Saint-Michel d’Aiguilhe (heiliger Michael auf der Nadel) und bewacht von der  benachbarten Notre–Dame de la France kann ja nichts schiefgehen (außer dem Glockengeläut). Ein wunderbarer Morgen und weiter geht’s begleitet von weiteren Heiligen aber auch wunderschönen Alleen , Burgen, Engstellen und weiten Plätzen in Richtung George du Tarn. Beeindruckend wenn man über Severac-le-Chateau in den George einfährt. Diese Einfahrt in den George hat es in sich, insbesondere das letzte Stück hinunter zur Tarn muss Erwähnung finden. Hier geht es über etliche Kehren auf einer eigentlich Wohnmobil ungeeigneten schmalen Strecke steil bergab und man ist gut beraten bei diesem Steilstück sich nicht von der wahnsinnig schönen und überaus reizvollen Landschaft vom Blick auf die Straße ablenken zu lassen.

Wahnsinns Allen und 2,5m schmale Gäßchen, d.h. an jeder Seite noch 5 cm

Links für die Straße in Richtung La Malene wo es an dem Ufer der Tarn einen großen Parkplatz gibt und auf dem Weg dahin findet man auch 2 Campingplätze, wo man direkt zur Tarn hinunter fahren kann aber mich zog es dieses Mal in die andere Richtung, zumal ich einfach lieber mit meinem Wohnmobil irgendwo direkt am Tarn-Ufer stehen wollte und alle meine Vorräte auch gut angefüllt waren. So habe verbrachte ich den Abend, der bereits ein wenig nebelig feucht sich aus dem Tal erhob, direkt an der Tarn, deren Rauschen mich angenehm in den Schlaf wiegte. Ein herbst-licher Morgen empfing mich dessen drückender Nebel nur vereinzelt durch Vogelrufe durchschnitten wurde. Es war nicht wirklich kalt, man ahnte, dass hinter den Nebel ein riesiger Sonnenball lauerte um ihn zu vertreiben. Die Blätter etlicher Silberpappeln und Birken raschelten in dem leichten Wind und es hat irgendwie etwas leichtes Gespentisches, so allein zwischen den Bäumen und am Flussufer zu stehen. Eine heiße Dusche und der nicht minder heiße süße Kaffee vertrieben sehr schnell alle gespenstische Gedanken und über eine kleine Brücke ging es auf der D 16 hinaus aus dem Tal, was mir wunderbare Anblicke bot. Wie vorausgesehen, so durchstieß ich nach steilem und kurzem Anstieg die Dunst- und Nebelwand und die herbstliche Sonne lachte über der Hochebene.

Ein faszinierender Anblick, wie der Dunst sich zunächst im Tal verstecken möchte und jegliche Sicht verhindert. Aber er kann nicht standhalten. Wo zunächst nur die Motoren und Flügelspitzen der Windräder über dem Nebel zu sehen waren, bricht sich die Sonne immer mehr ihren Weg und vertreibt die weiße Pracht langsam aus dem Tal.  Über Meyrueis und die Hochebene zurück zur Tarn, die N 88 und Rodez, Albi und Castres etwas Strecke zu machen in Richtung Karl Carcassonne. Alleenbild.  Unterwegs stiegen die Temperaturen immer weiter an und als ich der total verschwitzten Tramperin, die ich unterwegs aufgefischt hatte, ein kühles Wasser anbot, war sie überaus dankbar. Ja, auch sie wollten nach Carcassonne, wo sie am Bahnhof ihren Freund treffen wollte. Drei Tage war sie aus den Niederlanden unterwegs und offensichtlich froh, dem pisseligen Herbstwetter bei uns entronnen zu sein und bald dem Freund gegenüber zu stehen. Gott sei Dank habe ich der Schild vor dem Straßentunnel zum Bahnhof mit der Höhenbeschränkung von 3,10m noch gesehen. Den Rest ist sie denn gelaufen und ich wendete unter „großer Anteilnahme des lokalen Verkehrs“, mein Wohnmobil auf der kleinen Straße und fuhr ein Stück am Kanal entlang, wo all die Charterboote festgemacht hatten, BILD deren Besatzung sich, wie ich auch, auf den Weg zur Cite machen wollten. Ich hatte es etwas einfacher, weil es in unmittelbarer Nähe der Cité von Carcassonne“ ausreichend Parkmöglichkeiten gibt und auch Stellplätze für Wohnmobile vorhanden sind. Natürlich hat dies seinen Preis aber ich kann die Kollegen nicht verstehen, die sich ein Wohnmobil leisten und dann versuchen der Parkgebühr zu sparen. Wie auch immer, diese Cité ist sehenswert BILD und lohnt in jedem Fall einen Besuch, wenngleich einem durchaus bewusst sein muss, in einen Tourismus-Hot-Spot geraten zu sein.

Ein Espresso und ein herrlich süßes Stück Kuchen in einem der sonnigen Burgcafes bei einem gleichzeitigen Telefonat mit der in Deutschland leicht fröstelnden Familie, das Verweilen und natürlich  Menschen beobachten, ruft mir wieder einmal die Vorteile meines Reisens mit dem Wohnmobil in Erinnerung. Mich drängst nichts, mich ruft keiner, ob ich hier bleibe oder weiter fahre, vielleicht ein Schläfchen in der Mittagshitze mache oder stramm die Autobahn in Richtung Süden düse – alles ist gut. Ich entscheide mich fürs weiterfahren und erreiche über Ax-Le-Therm den Fuß der Pyrenäen BILD. Faszination pur. Weitflächige Blumenwiesen Schafe und am Ende des Tals die Bergkette, die ihre schroffe Silhouette in den unendlich blauen Himmel schneidet. Ein Stück weit auf der N 20, um dann aber noch vor dem Tunnel auf die N 320 zu biegen und in wilden Kehren in Richtung Col de Puymorens. Kein Baum mehr, grüne Matten links und rechts der Straße, ein strahlend blauer Himmel mit vereinzelt weißen Wölkchen und zwei Adler, die hoch oben kreisend ein Opfer suchen. Stehen bleiben, den Motor ausmachen, Stille, Hitze, in den Ferne das Geläut von Schafen und wieder ein solcher Moment aus Hannes Waders Song „Manchmal träume ich schwer und dann denk ich es wär, Zeit zu bleiben ….“.

Langsam rolle ich ins Tal der Hochebene nach Puigcerda, was ja immer noch auf rund 1.200m Höhe liegt. Es dämmert schon leicht und in der Stadt herrscht geschäftiges Treiben. Ich mache es mir auf einem Busparkplatz am Rande der Stadt bequem und marschiere in die City. Vorher hatte ich mir schon ein Lokal im Herzen der Stadt  und ausgesucht, aber es war geschlossen. Zum einen war es Montag und zum anderen schon außerhalb der Saison. Macht nichts, ich hatte ja zum Glück noch zwei weitere Restaurants auf der Liste. Aber, es war ja Montag und zum anderen schon außerhalb der Saison. Also landete ich in einer richtigen Kneipe mit erstaunlich gutem Essen und illustrer Gesellschaft aus einheimischen Bergführern und Gästen. Es war ein lustiger und unterhaltsamer Abend, vielleicht ein Tick zu lustig, jedenfalls musste ich am anderen Morgen etwas länger schlafen.

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