Das laute Schweigen

Für mich ist es bei einer Informaion immer wichtig zu wissen:
– von wem stammt sie?
– welchen Hintergrund hat der Informationsgeber?
– was ist sein Motiv?
Als ich das Buch „Das laute Schweigen des Max Grund“ in die Hand genommen habe, habe ich mir diese Fragen auch gestellt und mich zunächst mit den Angaben im Impressum des Werks beschäftigt.
Originaltitel: Das laute Schweigen des Max Grund
Impressum: Edition PJB
Umschlaggestaltung: Ruthardt Consulting
Vertrieb: Buch&Media GmbH, München
Das kommt höchst seriös daher, die Wahrheit ist aber eine andere. Der Verfasser ist Ralf M. Ruthard, Geschäftsführer Weiter lesen...

Frankreich-Portugal-Spanien 2017 Teil II

Die Nacht in den Pyrenäen war schon herbstlich kalt und der morgendliche Blick in einen sonnigen Himmel täuschte gewaltig über die außerhalb des Wohnmobils herrschenden Temperaturen. Das wurde mir spätestens in dem Moment klar, als ich nach einer herrlich heißen Dusche und einem nicht minder heißen und starken Kaffee die Tür öffnete, um mir vor der Fahrt noch etwas die Beine zu vertreten. Nicht’s wie wieder rein; was eine herrliche Optik versprach, strafte die Realität mit Temperaturen kurz über dem Gefrierpunkt Lügen. Zunächst verließ ich Puigcerda auf der Nationalstraße, um auf der spanischen Seite der Pyrenäen ein Stück westlich zu fahren. Bald erreichte ich bei Adrall die Abzweigung nach rechts Richtung El Pont de Suert und schon war ich wieder mitten drin in der wunderbaren Pyrenäen Bergwelt, wo sich die Straße erst durch den Wald und dann entlang eines Flusslaufs kurvenreich emporwindet. Und wieder besticht der glasklare wunderbar blaue Himmel über der Hochebene. In das unendliche Blau scheinen die grauen Berggipfel wie mit einem Skalpell hineingeschnitten, so scharf und klar zeigt sich einem die Trennlinie zwischen „oben und unten“.

Und weiter hoch zieht sich die Straße auf der Grenzlinie zwischen Katalonien und Aragonien und führt als Nationalstraße 230 durch einen langen schnurgeraden Tunnel, um anschließend in ein weiches grünes Tal einzutauchen. An der Garonne entlang geht es in Richtung Tournay, vorbei an vielen, zumeist schon verlassenen, Campingplätzen entlang der Straße. Und, nahezu unbemerkt, quere ich wieder einmal die Grenze zwischen Spanien und Frankreich, vorbei an einer imposanten Talsperre und so langsam weicht das waldige Land dem Ackerbau. Die immerwährend scheinende Herbstsonne hat zwischenzeitlich auch die Morgenkälte komplett vertrieben und heizt um die Mittagszeit tüchtig ein. Entlang der Garonne läuft die Straße abwärts und weiter unten im Tal kurz vor der Autobahn Richtung Tournay liegen die Temperaturen bereits wieder bei rund 25°, aber trockene, klare Wärme, nicht drückend. Trotzdem mache ich mich schnell auf den Weg, um wieder Höhe zu gewinnen und mein Wohnmobil klettert rund 400 Höhenmeter nach Luz-Saint-Sauveur. Die Lage des kleinen Dörfchens ist schon bemerkenswert. Es liegt in einem der möglicherweise schönsten Täler der Hautes-Pyrenees und neben der Zufahrt zur Westrampe des Tourmalet findet man hier auch den Eingang zu dem unvergleichlichen und grandiosen Cirque de Troumouse.

Dieser, mitten im Nationalpark der Pyrenäen gelegene Talkessel wird von den hohen Gipfeln der Pyrenäen eingerahmt. Ein erhebender Anblick, es war Herbst und ich stand alleine mitten in diesem Tal, umgeben von den bis zu 2.000m hohen Pyränenbergen. Und dabei dachte ich dann doch darüber nach, ob dieser Anblick tatsächlich „erhebend“ war  oder nicht vielmehr beeindruckend in dem Sinne, dass man sich derart klein und unbedeutend fühlt, wenn die überwältigende Natur die einzige Umgebung darstellt. Kein Einzelner von uns hat „gegen“ die Natur eine Chance, wohl aber mit ihr. Wir aber rotten uns zusammen, um mit einer Arroganz der  technischen Überlegenheit alles kaputt zu machen, was uns zum Leben dient und was wir achten und schützen sollten.

Der Tag war fahrtechnisch schon gelaufen, denn zum einen bedeutet der Ausflug in den Cirque de Troumouse, dass man die Sackstrße auch wieder herunter muss und zum anderen wollte ich nur noch eine kurze Etappe hinter mich bringen, um hier in den Bergen den Abend zu genießen. Aber erstmal eine kurze Pause und am Cafe, direkt am Platz des 8ten Mai ein Käffchen und eine leckere Crepes genossen. Zunächst bleibe ich auf der der D821 bis Argeles-Gazost, um dann links abzubiegen auf die D918. Ich wollte den direkten Weg über die Berge nach  Laruns  nehmen. Landschaftlich überaus schön aber mit einem nicht ganz kleinen Wohnmobil erforderte es doch ziemlich viel Aufmerksamkeit und die wurde eben durch die sagenhafte Landschaft immer wieder abgelenkt. Und auf geht’s, zum Gipfel. Die Straße scheint zu Beginn ganz harmlos. An einem kleinen Flüsschen entlang durch ein, zwei Ortschaften durch, wird es dann ein wenig enger, der Wald rückt von rechts und links enger an die Straße und das Talbett wird schmal. Dann hört der Wald auf und es beginnen Wiesen und Steine und nach der Querung des kleinen Flüßchens beginnen die ersten Kehren. Immer karger wird die Landschaft und die Steigung der Straße verschärft sich. Oben angekommen genieße ich die herrliche Stille, die glasklare Luft und den unnachmachbar blauen Himmel. Die Straße führt an einem Bergrücken entlang und rechts schweift der Blick in ein tiefes Tal. Stellenweise gibt es eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 25 km und ich denke die Verantwortlichen vom Straßenbauamt wissen warum. Einmal hatte ich echt vor einem Tunnel Befürchtungen, ob das Wohnmobil von der Höhe her durchpasst.  Aber ein hilfreicher entgegenkommender Autofahrer hielt und lotse mich entsprechend durch. Wer kurvenreiche kleine Sträßchen mag, auf welchen hie und da mehrere Kühe spazieren gehen, ist hier genau richtig.  Nach Laruns hinunter führen noch ein paar schöne Kehren und kurz nach der Ortschaft traf es mich dann. Nicht, dass die Straße zu schmal gewesen ist und doch passierte es trotzdem. Ein Wohnmobil mit französischem Kennzeichen kam entgegen und wir grüßten uns beide freundlich und dann war es geschehen. Mit einem ohrenbetäubenden Knall flog mir mein eigenes Spiegelglas um die Ohren. Glücklicherweise trage ich Brille, so dass den Augen nichts passierte. Ich bremste zügig ab, fuhr rechts ran stieg aus. Mein französischer Kontrahent tat das gleiche und wir trafen uns inmitten der Straße die aussah, als ob eine Bombe in eine Plastikfabrik eingeschlagen hätte. Wir waren uns schnell einig, dass jeder von uns für seinen Spiegel verantwortlich war und keinen von uns beiden eine Alleinschuld an dieser dämlichen Karambolage traf. So räumten wir die Straße auf, verabschiedeten uns höflich, sprachen gegenseitig Glückwünsche aus und setzten die Fahrt fort.  Zuerst warf ich noch einen Blick ins Handbuch um die nächste Fiat Station zu finden und siehe da in Oloron-Sainte-Marie wurde ich fündig. Das war ca. eine halbe Stunde entfernt und wenn ich mich beeilte, müsste ich so gegen 17:00 Uhr eintreffen. Ein Versuch war es wert und wenn ich schon links nichts mehr nach hinten sah so konnte ich mich voll nach vorne konzentrieren und gab dem Wohnmobil die Sporen. In der Tat kurz kurz vor 17.00 Uhr war ich bei Meister Guiraud und bat um Hilfe. Er hat mir sehr geholfen, wobei seine Unterstützung im ersten Anlauf enttäuschend war. Nach 2 bis 3 Telefonaten erklärte er mir, dass der Spiegel per Express bereits 3 Tage später bei ihm eintreffen könnte. Meine „Unfreude“ war offensichtlich und so gab er mir den Rat, nach Bayonne weiterzufahren wo sich eine große Niederlassung von Fiat befinde würde. Meister Guiraud war wirklich sehr nett und hilfsbereit und erläuterte mir noch den Weg und so stand eine weitere und zweistündige Fahrt vor mir, so dass ich möglichst am nächsten Morgen schon vor Toröffnung vor der Fiat Niederlassung stand. Möglicherweise ist dem einen oder anderen Leser durchaus bewusst was es bedeutet, mit einem Wohnmobil ohne linken Außenspiegel und ohne mit dem Innenspiegel einen Blick nach hinten werfen zu können, zu fahren. Auf der normalen Landstraße schafft dies nicht unbedingt ein Problem, es sei denn man möchte einen Traktor überholen. Auf dem letzten Stück Autobahn nach Bayonne bedeutete dies aber, sich entweder hinter den Schwertransport einzureihen oder irgendeine Möglichkeit zu finden nach hinten zu schauen. Und wieder einmal gilt, der Mensch kann noch so blöde sein, er muss sich nur zu helfen wissen. Ich habe die Kamerafunktion meines Handys eingeschaltet und zwar auf Frontkamera, so dass ich mich selber gesehen habe. Dann hob ich das Handy links zum Fenster hinaus und konnte in der Tat sehen, ob die linke Spur frei war und ich überholen konnte. Ich kann nur sagen, die eine Hand umklammerte völlig krampfhaft das Handy  und empfehlen kann ich die Vorgehensweise auch nicht. Jedenfalls und mithilfe von Handbuch und Navi war ich gegen 21:00 Uhr in Bayonne vor der Werkstatt ausgehungert und durstig wie nichts Gutes. Die Werkstatt lag im Industriegebieten so machte ich mich auf in die Stadt und fand auf einem großen City-Parkplatz, der nahezu verlassen am Abend vor mir lag, ausreichend Platz für das Wohnmobil. Jetzt galt es noch etwas zum Essen aufzutreiben und  mich mit der Tatsache abzufinden, dass ich in einer Stadt war, in welche ich nicht wollte und mir morgen, wenn ich Glück hatte eine Verspätung von nur einigen Stunden einhandeln würde. Über Pech wollte ich gar nicht nachdenken, denn es war Donnerstagabend das Wochenende stand bevor. Um das Ergebnis vorher vorwegzunehmen ich hatte nur Glück. Ich lernte eine wahnsinnig schöne Stadt kennen, wenngleich es auch nur am Abend und am nächsten Vormittag war, aber es war traumhaft.

Vom Parkplatz aus lief ich durch einen kleinen Park und durch eine abenteuerliche Wallanlage, vorbei an der Kathedrale in die Altstadt. Es ist eine wirkliche Altstadt, d.h. schön gepflasterte Straße, alte Häuser, keine Autos und natürlich ein Geschäft am anderen. Viele Menschen auf den Straßen, die flanieren, vor kleinen Bars standen oder die Geschäfte heimsuchten. Ich lief hinunter zu dem Flüßchen Nive, das hier in den Adour mündet und fand in einem der vielen kleinen Restaurants einen Platz, weckte meine Lebensgeister zunächst mit einem kühlen Bier und gönnte mir dann ein richtig gutes Abendessen. Egal, was der nächste Tag bringen würde, bis auf das Malheur mit dem Außenspiegel war es ein wunderbarer Tag mit einem fabelhaft schmeckenden Ausklang. Zwar stand das Womo mitten in der Stadt, doch die Nacht war ruhig und frühmorgens machte ich mich auf, um pünktlich bei FIAT zu sein.

 

 

Frankreich-Portugal-Spanien 2017 Teil I

„Manchmal träume ich schwer                           So vergeht Jahr um Jahr Und dann denk‘ ich es wär‘                                    Und es ist mir längst klarZeit zu bleiben und nun                                          Dass nichts bleibtWas ganz And’res zu tun“                                      Dass nichts bleibt, wie es war!“

Hannes Wader aus dem wunderbaren Song  „Heute hier – morgen dort“.

Und trotzdem, manchmal denkt man zurück, an schöne Reisen, Anblicke, Momente, die so wunderbar und eindrucksvoll sind, dass man sie festhalten möchte. Und solches Festhalten funktioniert, zumindest bei mir im Gedächtnis.  Und immer wieder tauchen dann diese Momente vor meinen Augen auf und erinnern mich daran, dass es sich um Augenblicke handelt an denen man zumindest eine Sekunde lang überlegt hat, ob es nicht tat-sächlich Zeit wäre zu bleiben.  Ein solcher Moment war die kurze Pause 2011 in dem kleinen Café an der Saone südlich von Chalon sur Saone.  Kleine Tische aus Eisen mit rot-weiß karierten Tischdecken. Auf der einen Seite das kleine Hafenbecken auf der anderen Seite die Straße, die von der Bedienung immer überquert wurde wenn Sie ins Restaurant gehen. Kein wirkliches Abenteuer, da in der Mittagshitze auf der Straße ohnehin überhaupt kein Verkehr war und sich eine fantastische Stille über diesen kleinen Ort, das Hafenbecken, die Brücke und unsere Pause legte. Nach vielen Jahren musste ich einfach wieder einmal dahin und ich entschloss mich mit dem Wohnmobil die Strecke entlang der Saone über die Pyrenäen und Nordspanien bis nach Lissabon zu fahren. Dort stießen meine Frau samt Freundin zu mir und gemeinsam verbrachten wir einen herrlichen Wander-Urlaub der uns entlang der Atlantikküste auf dem Fischerpfad bis zur Südspitze Portugals führte, aber dies ist eine andere Geschichte.

Ich jedenfalls traf an einem Samstag zu Oktoberbeginn um die Mittagszeit in Chalon sur Saone ein;  musste zuerst mühsam nach einem Parkplatz Ausschau halten, denn die für Wohnmobile extra aus-gezeichneten Parkplätze waren von Marktbesuchern zugeparkt. Es hatte insofern etwas vorteil-haftes, als mein Fußweg in die Innenstadt und zum Markt dadurch etwas ausgedehnter wurde und Bewegung tat mir nach der langen Anfahrt sicher gut. Die ganze wunderbare Altstadt war erfüllt vom Stimmengewirr unzähliger Menschen, die sich durch die engen Gassen schoben. Die aufgebauten Marktstände machten die Gassen noch schmaler, aber es galt diese überaus bunte und doch geschäftige Atmosphäre einzufangen.  Diese unendliche Vielzahl frischer Produkte aus dem landwirtschaftlichen Umfeld, das Obst die Salate aber auch regionaler Käse und Wurst ließen mich erstmals kräftig fürs Abendessen einkaufen und natürlich durfte auch ein angemessener Rotwein nicht fehlen.

Weiter ging’s aus der Stadt heraus und auf kleinen Sträßchen an der Saone entlang in Richtung Charolle. So langsam neigte sich die Dämmerung über das absolut stille und friedliche Land und kurz hinter einer Brücke stellte ich mein Zuhause direkt am Fluss ab und genoss einen sehr ruhigen und farbenprächtigen Abend mit regionaler Wurst und Charolais-Ziegenkäse und einem Bauernbrot aus der Region.

Nicht ganz so ruhig verlief der Morgen, denn sehr, sehr früh an diesem Tag wurde ich durch eigentümliche Geräusche um ein Wohnmobil herum ge-weckt. Zwar hatte ich beim Abbiegen von der Straße auf diesen kleinen Treidelpfad am Fluss schon gesehen, dass ein Anhänger in der Nähe stand, mir jedoch keine Gedanken darüber gemacht. Nachdem ich der Ursache der Geräusche doch auf den Grund gehen wollte fand ich schnell heraus, dass 2 Angler wohl in einem kleinen Zelt in der Uferböschung übernachtet hatten und sich nunmehr Ihre Angler-Utensilien aus diesem Anhänger holten. Nun, es war Anfang Oktober , die Temperaturen entsprechend und es wechselte zwischen leichtem Regen und Nieseln und daher war ich sehr froh mich wieder zurück in mein kuschelig warmes Bett flüchten zu können und wünschte den beiden in Gedanken warme Kleidung und Petri Heil. Nach einem guten Frühstück ging es weiter über Montbrison, und eine entlang der Vulkane der Auvergne in einer weiten Schleife nach Le Puy  Übernachtung zu Fuße der Kirche Saint-Michel d’Aiguilhe (heiliger Michael auf der Nadel) und bewacht von der  benachbarten Notre–Dame de la France kann ja nichts schiefgehen (außer dem Glockengeläut). Ein wunderbarer Morgen und weiter geht’s begleitet von weiteren Heiligen aber auch wunderschönen Alleen , Burgen, Engstellen und weiten Plätzen in Richtung George du Tarn. Beeindruckend wenn man über Severac-le-Chateau in den George einfährt. Diese Einfahrt in den George hat es in sich, insbesondere das letzte Stück hinunter zur Tarn muss Erwähnung finden. Hier geht es über etliche Kehren auf einer eigentlich Wohnmobil ungeeigneten schmalen Strecke steil bergab und man ist gut beraten bei diesem Steilstück sich nicht von der wahnsinnig schönen und überaus reizvollen Landschaft vom Blick auf die Straße ablenken zu lassen.

Wahnsinns Allen und 2,5m schmale Gäßchen, d.h. an jeder Seite noch 5 cm

Links für die Straße in Richtung La Malene wo es an dem Ufer der Tarn einen großen Parkplatz gibt und auf dem Weg dahin findet man auch 2 Campingplätze, wo man direkt zur Tarn hinunter fahren kann aber mich zog es dieses Mal in die andere Richtung, zumal ich einfach lieber mit meinem Wohnmobil irgendwo direkt am Tarn-Ufer stehen wollte und alle meine Vorräte auch gut angefüllt waren. So habe verbrachte ich den Abend, der bereits ein wenig nebelig feucht sich aus dem Tal erhob, direkt an der Tarn, deren Rauschen mich angenehm in den Schlaf wiegte. Ein herbst-licher Morgen empfing mich dessen drückender Nebel nur vereinzelt durch Vogelrufe durchschnitten wurde. Es war nicht wirklich kalt, man ahnte, dass hinter den Nebel ein riesiger Sonnenball lauerte um ihn zu vertreiben. Die Blätter etlicher Silberpappeln und Birken raschelten in dem leichten Wind und es hat irgendwie etwas leichtes Gespentisches, so allein zwischen den Bäumen und am Flussufer zu stehen. Eine heiße Dusche und der nicht minder heiße süße Kaffee vertrieben sehr schnell alle gespenstische Gedanken und über eine kleine Brücke ging es auf der D 16 hinaus aus dem Tal, was mir wunderbare Anblicke bot. Wie vorausgesehen, so durchstieß ich nach steilem und kurzem Anstieg die Dunst- und Nebelwand und die herbstliche Sonne lachte über der Hochebene.

Ein faszinierender Anblick, wie der Dunst sich zunächst im Tal verstecken möchte und jegliche Sicht verhindert. Aber er kann nicht standhalten. Wo zunächst nur die Motoren und Flügelspitzen der Windräder über dem Nebel zu sehen waren, bricht sich die Sonne immer mehr ihren Weg und vertreibt die weiße Pracht langsam aus dem Tal.  Über Meyrueis und die Hochebene zurück zur Tarn, die N 88 und Rodez, Albi und Castres etwas Strecke zu machen in Richtung Karl Carcassonne. Alleenbild.  Unterwegs stiegen die Temperaturen immer weiter an und als ich der total verschwitzten Tramperin, die ich unterwegs aufgefischt hatte, ein kühles Wasser anbot, war sie überaus dankbar. Ja, auch sie wollten nach Carcassonne, wo sie am Bahnhof ihren Freund treffen wollte. Drei Tage war sie aus den Niederlanden unterwegs und offensichtlich froh, dem pisseligen Herbstwetter bei uns entronnen zu sein und bald dem Freund gegenüber zu stehen. Gott sei Dank habe ich der Schild vor dem Straßentunnel zum Bahnhof mit der Höhenbeschränkung von 3,10m noch gesehen. Den Rest ist sie denn gelaufen und ich wendete unter „großer Anteilnahme des lokalen Verkehrs“, mein Wohnmobil auf der kleinen Straße und fuhr ein Stück am Kanal entlang, wo all die Charterboote festgemacht hatten, BILD deren Besatzung sich, wie ich auch, auf den Weg zur Cite machen wollten. Ich hatte es etwas einfacher, weil es in unmittelbarer Nähe der Cité von Carcassonne“ ausreichend Parkmöglichkeiten gibt und auch Stellplätze für Wohnmobile vorhanden sind. Natürlich hat dies seinen Preis aber ich kann die Kollegen nicht verstehen, die sich ein Wohnmobil leisten und dann versuchen der Parkgebühr zu sparen. Wie auch immer, diese Cité ist sehenswert BILD und lohnt in jedem Fall einen Besuch, wenngleich einem durchaus bewusst sein muss, in einen Tourismus-Hot-Spot geraten zu sein.

Ein Espresso und ein herrlich süßes Stück Kuchen in einem der sonnigen Burgcafes bei einem gleichzeitigen Telefonat mit der in Deutschland leicht fröstelnden Familie, das Verweilen und natürlich  Menschen beobachten, ruft mir wieder einmal die Vorteile meines Reisens mit dem Wohnmobil in Erinnerung. Mich drängst nichts, mich ruft keiner, ob ich hier bleibe oder weiter fahre, vielleicht ein Schläfchen in der Mittagshitze mache oder stramm die Autobahn in Richtung Süden düse – alles ist gut. Ich entscheide mich fürs weiterfahren und erreiche über Ax-Le-Therm den Fuß der Pyrenäen BILD. Faszination pur. Weitflächige Blumenwiesen Schafe und am Ende des Tals die Bergkette, die ihre schroffe Silhouette in den unendlich blauen Himmel schneidet. Ein Stück weit auf der N 20, um dann aber noch vor dem Tunnel auf die N 320 zu biegen und in wilden Kehren in Richtung Col de Puymorens. Kein Baum mehr, grüne Matten links und rechts der Straße, ein strahlend blauer Himmel mit vereinzelt weißen Wölkchen und zwei Adler, die hoch oben kreisend ein Opfer suchen. Stehen bleiben, den Motor ausmachen, Stille, Hitze, in den Ferne das Geläut von Schafen und wieder ein solcher Moment aus Hannes Waders Song „Manchmal träume ich schwer und dann denk ich es wär, Zeit zu bleiben ….“.

Langsam rolle ich ins Tal der Hochebene nach Puigcerda, was ja immer noch auf rund 1.200m Höhe liegt. Es dämmert schon leicht und in der Stadt herrscht geschäftiges Treiben. Ich mache es mir auf einem Busparkplatz am Rande der Stadt bequem und marschiere in die City. Vorher hatte ich mir schon ein Lokal im Herzen der Stadt  und ausgesucht, aber es war geschlossen. Zum einen war es Montag und zum anderen schon außerhalb der Saison. Macht nichts, ich hatte ja zum Glück noch zwei weitere Restaurants auf der Liste. Aber, es war ja Montag und zum anderen schon außerhalb der Saison. Also landete ich in einer richtigen Kneipe mit erstaunlich gutem Essen und illustrer Gesellschaft aus einheimischen Bergführern und Gästen. Es war ein lustiger und unterhaltsamer Abend, vielleicht ein Tick zu lustig, jedenfalls musste ich am anderen Morgen etwas länger schlafen.

Au Backe – die FIAT Garantie Teil III

Wie bereits geschildert erhielt das Wohnmobil im September 2016 bei einem Kilometerstand von ca. 55.000 innerhalb der Garantiezeit (es war da 1 Jahr alt) ein neues Getriebe. Kein Austauschgetriebe, sondern de facto ein neues Getriebe. Das erste Getriebe hielt 55.000 km, so weit kam das zweite erst gar nicht. Im Sommer 2017, noch während der Garantiezeit stand ich wieder in meiner Stammwerkstatt Schröder in Bad Oldesloe und zeigte dem dortigen Meister, wie der Schaltknüppel im 6. Gang bei einem Lastwechsel sich hin und her bewegte wie ein Lämmerschwanz. Genau mit diesen Symptomen hat es beim ersten Getriebe auch begonnen. Dem Meister hatte ich damals aufgegeben, den Besuch und den Befund in meine Kundenakte einzutragen, da ich spätere Diskussionen bezüglich der Garantiezeit vermeiden wollte. Der Meister meinte allerdings wir sollten das erst mal beobachten. Zwei Monate später und nach insgesamt 35.000 km mit dem neuen Getriebe war es dann wieder soweit. Der Befund wurde gefilmt und an den Distriktleiter von FIAT gesandt und dieser, offensichtlich mit der Materie vertraut, riet sofort zu einem neuen Getriebe.

Das machte mich dann doch stutzig, denn so viele Produktionsfehler sind dann doch nicht üblich. Also mal die Lauscher aufgestellt und siehe da, diese Schwachstelle in den Getrieben ist dem Hause FIAT nicht unverborgen geblieben, denn es gibt für diesen Schaden eine Handlungsempfehlung, nämlich bei dem Getriebe die XY-Welle auszuwechseln. Es handelt sich offensichtlich um einen systemimmanten Fehler, der bereits meinen zwei neuen Getrieben innewohnte und der bekannt war, zumindest beim Einbau des neuen Getriebes vor einem Jahr.

Die Werkstatt meines Vertrauens hatte jedoch unabhängig hiervon, auf der Grundlage der Empfehlung des Distriktleiters bereits einen Kulanzantrag gestellt. Da glaubte ich noch, dass dies reine Formsache sei, denn meine Reklamation erfolgte noch während der Garantiezeit und da es offensichtlich ein Produktionsproblem des Herstellers ist, dachte ich, dass FIAT seinen vollmundigen Garantieversprechen auch Taten folgen ließ. Das taten sie, aber anders als erwartet. Sie boten 60% der Kosten an, da das Fahrzeug zwei Monate aus der Garantie raus ist. Die Meldung des beginnenden Schadens während der Garantiezeit interessiert nicht. Dies bedeutet, ich hätte über 2.000.- € dafür bezahlen müssen, dass mir FIAT ein Getriebe samt systemimmanenten Fehler geliefert hat. Super.

Vielleicht wäre es fair, Ducato Fahrer gleich beim Kauf darauf hinzuweisen, dass die Getriebe eigentlich nicht dafür gedacht sind, mehr als 35.000 km zu halten.

Bei dem 60% Angebot wurde ich richtig emotional und ich schrieb eine mail und mit höflichen Worten schilderte ich meine „Getriebe-Leiden“ in den letzen beiden Jahren. Und siehe da, die Kulanz wurde auf 80% erhöht. Ich finde das immer noch nicht „kulant“, denn ein Getriebe ist kein Verschleißteil im engeren Sinn, es wurde während der Garantiezeit gemeldet und 35.000 km dürften für ein Getriebe eines Ducatos ein Klacks sein. Ich streite mich nur ungern und machte den Vorschlag, diese 80% Kulanz anzunehmen und FIAT übernimmt nochmals eine Wartung. Nein, soweit können sie sich nicht bewegen.

Was bleibt: Erstmal kein gutes FIAT Gefühl, zweitens der Gang zum ADAC, um eine Meinung einzuholen, drittens gegebenenfalls die Rechtsschutzversicherung und damit die Juristerei einzuschalten und viertens und dies ist sehr wichtig, die Wohnmobilisten davon zu unterrichten.

Au Backe – die FIAT Mobilitätsgarantie Teil II

 

Also, es passierte einfach nichts! Meine einzige „Mobilität“, die mir seit Donnerstag Abend zuteil wurde, war das Fahrrad vom Autohaus zum Bäcker und das stellte mir der Juniorchef freundlicherweise zur Verfügung. Dann wurde in gemeinsamer Diskussion entschieden, dass es keinen Sinn macht, über das Wochenende in Münster zu bleiben, da der Ratschluss von FIAT zum einen wieder dauern würde und zum anderen ja durchaus wieder erstaunlich ausfallen konnte.

So fuhr ich nach Hause zurück, nicht höher als 5. Gang und den 3. möglichst und ganz vermeiden. Auf der Autobahn sprang dann auch der 5. Gang heraus, also 80 km/h und den „Rest“ der Strecke (180 km) im 4. juckeln. Zugegeben, man hat ausreichend Zeit die langsam vorbeiziehende Landschaft zu betrachten.

Am Monat 22. 08. 2016 (5 1/2 Tage nach Schadensmeldung) erfolgte tatsächlich eine neue Kontaktaufnahme von FIAT. Sie sagten nunmehr die Übernahme von 9 Tagen der Anmietung eines Wohnmobils zu. Sie haben sich also bewegt, also bewegte ich mich auch und wir haben den Deal dann so gemacht. Zur Bestätigung sollte ich eine E-Mail erhalten (am Montag) am Dienstag auch (in 10 Minuten haben Sie sie). Heute ist Mittwoch Abend und die Leitung muss wohl verstopft sein, denn es ist immer noch keine E-Mail da. Aber ich glaube an das Gute im Menschen und insbesondere in den Mitarbeitern des FIAT Kundenservice.

Dies bedeutet, dass wir zunächst für den Urlaubsrest (11 Tage) ein Wohnmobil angemietet haben und dafür mehr als 1.300.- € bezahlt haben. Die nicht in Anspruch genommenen Tage auf dem Campingplatz mussten natürlich aus bezahlt werden und wir waren ja schon froh, dass sie uns den leeren Platz noch reserviert hielten. 800 km sind wir auch noch zusätzlich gefahren und überhaupt, hatten wir uns den Urlaub einfach anders vorgestellt.

Am 04. September 2016 sandte ich die Aufstellung der Kosten an die Versicherung. Den erhaltenen Rabatt habe ich weitergegeben. Da die Versicherung laut FIAT 9 Tage übernehmen wollte, habe ich 1.068.- € als den mir zustehenden Betrag angenommen.

Die Versicherer scheinen einfach anders zu rechnen, denn ich erhielt 880,60 €. Na, das habe ich reklamiert und den Versicherer angemailt. Auf die Antwort warte ich bis heute. Von FIAT selbst kamen dann nochmal 280.- €

Das Getriebe war übrigens zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht bei der Werkstatt eingetroffen. Was an den Tagen passiert, wo wir kein Wohnmobil mehr gemietet haben und auch kein fertig repariertes zur Verfügung haben ist noch völlig offen. Die Mobilitätsgarantie will nur 5 Tage abdecken. Gilt das denn auch, wenn der Hersteller nicht liefern kann? Es bleibt spannend und ich werde weiter berichten.

Zwischenzeitlich ist nahezu ein Jahr vergangen und Mitte Juli 2017 erhielt ich dann ein Schreiben, dass FIAT mir aus Kulanz für den gesamt erlebten Trallafitti noch eine Wartung umsonst machen lässt. Damit war für mich  der Fall erledigt, dachte ich.

Denn wie heißt der schöne Satz: Es könnte schlimmer kommen – und es kam schlimmer (siehe Teil III)

Au Backe – die FIAT Mobilitätsgarantie Teil I

Gibt es eine schönere Freude, als die Vorfreude auf Urlaubstage, z.B. im Wohnmobil mit Family am Atlantik ?

Wie eine solche Freude in totales Unverständnis und Frust umschlagen kann, zumindest wenn man die ach so toll geschilderten Serviceleistungen von FIAT in Anspruch nehmen will bzw. muss, lest ihr hier:

Auf der Fahrt Richtung Niederlande wollten wir kurz nach Osnabrück in einem Autohof eine Tankpause machen. Bei der Ausfahrt und nach dem Versuch, vom dritten in den zweiten Gang herunterzuschalten, traten nahezu fürchterliche Geräusche auf, dass wir das Fahrzeug spontan stehen ließen, um erstmal mit dem Handy eine Aufnahme dieser absolut erschreckenden Geräusche zu machen. Der Versuch, den ersten oder zweiten Gang einzulegen schlug fehl. Nach einem kurzen „laufen lassen“ ohne Gang konnte man wieder in den Dritten schalten und wir erreichten erstmal den Autohof. Dort war wieder alles ganz normal, kein Geräusch, alle Gänge ließen sich wunderbar schalten, nichts deutete auf ähnliches Ungemach hin. Also, zurück auf die Autobahn und eine Weiterfahrt bis zur Raststätte Münsterland West, um dort nochmals den Versuch zu wagen, das Fahrzeug bei langsamer Fahrt vom dritten in den zweiten Gang zu schalten. Ergebnis das gleiche wie vorher und  wir hatten den Eindruck im Motorraum mahlt jemand Metall klein. Also, Ende der Vorstellung und die Notrufnummer des Mobil Service von FIAT angerufen. Wahnsinnig nette Dame höflich, hilfsbereit und nach rund 30 Minuten stand der Ab-schlepper vor uns, hörte sich des Geräusch auch nochmal an und vermutete Kupplungsschaden. Dann ging es nach Münster zum FIAT Autohaus Ahlers in der Fuggerstraße.  Dort auf dem Hof verbrachte ich eine idyllische Nacht im Wohnmobil. Ich erwähne Namen und Adressen dieses Autohaus Ahlers insbesondere und deshalb, weil die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft sowie, soweit ich das beurteilen kann, auch die Kompetenz der Herren Ahlers (Senior und Junior) unglaublich positiv war. Auch der Senior unternahm nochmal eine Probefahrt und auch bei ihm trat das Problem so massiv auf, dass auch er nicht mehr in der Lage war, den ersten oder zweiten Gang einzulegen. Er allerdings war der Ansicht, dass es das Getriebe und nicht die Kupplung sei. Danach fingen wir an Hoffnung zu schöpfen, denn unser Getriebe konnte rein theoretisch noch am Freitag ausgebaut werden, bei FIAT ein neues Getriebe bestellt, und Montag, spätestens Dienstag sollte unser Wohnmobil wieder fahrbereit sein. In der Zwischenzeit wurde auch der FIAT Kundenservice einge-schaltet, da das Fahrzeug bereits eine Getriebe-Reparatur hinter sich hatte (das Fahrzeug ist 1 Jahr alt und wurde rund 55.000 km gefahren und befindet sich in der Garantiezeit). Herr Ahlers ließ nichts unversucht, telefonierte unter anderem auch mit FIAT Schröder in Bad Oldesloe, unserer Stammwerkstatt. Auch Herr Schröder brachte sich sofort in den Fall ein und unternahm alles Erdenkliche, um zu helfen. Er kontaktierte den für seinen Bereich zuständigen FIAT Außendienstmitarbeiter, der sofort dafür plädierte ein neues Getriebe einzusetzen und er kontaktierte den FIAT Kundendienst, um auch dort eine zügige Getriebelieferung zu veranlassen. Jetzt wurde im Hause FIAT nur noch jemand gesucht,  um dem Autohaus Ahlers eine Freigabe für den Einbau eines Austausch-getriebes zu erteilen. Der Kundenservice fühlte sich ebenso wenig zuständig, wie die Kollegen von Mobilitätsservice. Letztere erläuterten, sie sei nur dafür da, dem Kunden die Mobilität zu erhalten. Der Kunden-service wollte an die zuständige Fachabteilung verbinden, was nicht gelang, erklärte daraufhin, die zuständige Fachabteilung zu informieren, die dann sicherlich noch im Laufe des Freitags, möglicherweise nach-mittags, sich melden würden. Er selbst (Kundenservice) sei weder zuständig noch könne er entscheiden. Die Vorstellung, Fachabteilung  würde sich am Freitagmittag melden, war deshalb kein guter Lösungsvorschlag, da dadurch das Getriebe voraussichtlich erst am Montag hätte bestellt werden können. Um schlussendlich alle Beteiligten von ihrer Sorge etwas Falsches zu tun oder möglicherweise aus dem Hause FIAT wegen der Vorreparatur kein Geld zu bekommen, zu befreien, erklärte ich mich bereit, den Einbau eines Austauschgetriebes in jedem Fall und selbst zu bezahlen, damit wir zum Wochenbeginn unseren Urlaub antreten konnte.

Alle die Menschen, mit welchen ich beim FIAT Kundenservice Kontakt hatte, erhalten von mir absolute Höchstnoten was ihre Höflichkeit und Freundlichkeit sowie ihr emphatisches Mitgefühl für einen gestrandeten Wohnmobilurlauber ausmacht. Allerdings auch im Bereich Ineffizienz. Ich kann mich nicht erinnern, so oft und mandraartig zu hören, wir sind nicht zuständig oder ich kann das nicht entscheiden.

An der Atlantikküste in Frankreich stellt der August die nicht zu überbietende Hochsaison dar. Daher haben wir auch einen Stellplatz für das Wohnmobil im Voraus reserviert. Der Mobilitätsservice von FIAT bot mir einen Leihwagen an, allerdings kein Wohnmobil sondern Mittel-klassefahrzeug, mit welchem ich eigentlich nicht rechts anzufangen wusste, da es sicher keine Lösung darstellt, sich mit diesem Fahrzeug auf den reservierten Wohnmobilstellplatz zu stellen. Ich hätte auch in Münster ein Hotelzimmer bekommen können und, bei aller Wert-schätzung der wunderschönen Stadt Münster, hilft doch auch dieses nicht, wenn man sich mit einem Wohnmobil auf dem Weg in den Urlaub befindet. Um Kosten zu sparen hatte ich angeboten, dass das Fahrzeug bei Ahlers stehen bleibt, ein neues Getriebe eingebaut wird und ich das Fahrzeug am Montag bzw. Dienstag der darauf folgenden Woche wieder abhole und wird dann in den Urlaub starten. Die Kosten für Mobili-tätsservice hätten sich in diesem Fall auf eine Fahrkarte von Münster nach Hamburg und zurück beschränkt. Und da ich zwischenzeitlich ja auch eine Bezahl-Garantie selbst abgegeben hatte, schien mir der Hoffnungsstreifen am Horizont immer größer zu werden.

Doch, weit gefehlt! Sowohl das Autohaus Ahlers, also das Autohaus Schröder stellten fest, dass ein Austauschgetriebe gar nicht lieferbar ist. Als Alternative bot sich an, einen Antrag bei FIAT zu stellen, um wegen der nicht Lieferfähigkeit des Austauschgetriebes ein neues Getriebe einzubauen. Doch dieses muss wiederum bei FIAT jemand entscheiden und alle Entscheider sind offensichtlich freitags nicht erreichbar. Erst sollte der zuständige FIAT Außendienst ran (ich kann das nicht entscheiden), dann der FIAT Kundenservice (ich kann das nicht entscheiden) oder der FIAT Mobilitätsservice (ich kann das nicht entscheiden). Nach zwischenzeitlich 5 Stunden des Telefonieren mit unterschiedlichsten Stellen, des Wartens, der Frustration radelte ich erstmals zu einem Bäcker, um wenigstens ein Brötchen zu holen. Bei meiner Rückkunft trat mich dann das berühmte Pferd, denn auch ein neues Getriebe ist im Hause FIAT nicht lieferbar. Bei aller Contenance, so langsam verließ mich das Verständnis. Schröder und Ahlers versuchten beim FIAT Kundenservice nochmals eine Stufe höher einzusteigen und schlussendlich rief mich eine Mitarbeiterin an, die offensichtlich knapp unter der höchsten Entscheidungsspitze bei der FIAT Camper Assistance angesiedelt ist. Auch diese Dame hatte für meine unschöne Situation viel Verständnis. Es war jetzt klar, dass mein Fahrzeug aufgrund der mangelnden Lieferfähigkeit von FIAT nicht in den nächsten Tagen repariert werden kann, d.h. den geplanten Urlaub konnten wir in die Tonne treten.  Die Dame klärte wenigstens die Frage, ob mir denn aus der Mobilitätsgarantie heraus ein Wohnmobil überhaupt zustehe oder nur ein anderes Fahrzeug (hierzu hatte ich vom FIAT Kundenservice und FIAT Mobilitätsservice unterschiedliche Aussagen erhalten). Sie erklärte sich jedoch bereit 50 % der Kosten für die Anmietung eines Wohnmobils zu übernehmen. Eine kurze Hochrechnung ergab, dass wir aus eigenen Mitteln rund 600 € zuzahlen müssen, zuzüglich den entsprechenden Versicherungen und einer Vollkaskoversicherung. Dies bedeutet, dass ich dafür, dass FIAT kein Getriebe eines Ducato auf Lager hat, der doch bestimmt hunderttausendfach in Europa läuft 600 € zusätzlich ausgeben soll, um einen Urlaub antreten zu können. Und dies, obwohl mein FIAT Fahrzeug noch in der vollen Garantie läuft und ich eine Mobilitätsgarantie sowie eine Camper-Assistance für das Fahrzeug habe. Da kommt keine Freude auf und ich habe ja auch verdeutlicht, dass ich dieses Angebot eigentlich nicht anzunehmen gedenke. Unnütz aufzuwendende Kosten hatten wir bislang ohnehin genug, den reservierten Platz an der Atlantikküste können wir nicht in Anspruch nehmen, ob ich aus dieser Nichtinanspruchnahme noch irgendwelche Gelder zurückerhalte ist völlig ungewiss und von den „versauten“ Urlaubstagen wollen wir gar nicht sprechen. Das Problem auch bei dieser Dame war, sie würde mir gerne ein anderes Angebot machen, aber, die Leser werden nicht überrascht sein, sie kann das nicht entscheiden. Entscheider sind nicht mehr da und werden auch vor Montag nicht wieder da sein und somit kann auch keine Entscheidung getroffen werden.

Im Ergebnis haben wir also von der Meldung des Schadens an FIAT am Donnerstagabend ca. 22:00 Uhr bis darauf folgenden Montag (also innerhalb mindestens 4 ½ Tagen), keine Lösung. Ob wir am Montag eine Lösung finden, ist nach wie vor offen, aber uns vier Tage ohne Lösung zu lassen ist nicht das, was ich mir von einem gegenüber dem Kunden verantwortungsvollen Autokonzern wünsche. Ich gönne den Entscheidern ihre Freizeit, vor allem aber tun mir die Menschen, die beim FIAT Kundenservice und bei FIAT Mobilität Service arbeiten leid. Es muss auch für sie völlig unbefriedigend sein, Kunden in Notlage mit schönen Worten und Verständnis zu trösten aber keine Kompetenz zu haben Entscheidungen zu treffen. Eigentlich kann man davon ausgehen, dass Menschen in solchen Serviceabteilungen immer auch das Beste für Ihr Haus entscheiden und wer Ihnen das nicht glaubt, sollte seine Organisation, Führung und Motivationsgabe reiflich überdenken.

Wir wissen jetzt in der Tat noch nicht wie es weitergeht, aber ich werde (nach der ersten Ernüchterung jetzt hoffentlich nur noch Positives) berichten. Zum Thema Schnelligkeit und Effizienz noch ein kurzes Schmankerl, Donnerstagabend wie gesagt, ca. 22:00 Uhr, habe ich den Schaden unter anderem unter Angabe meiner Handynummer gemeldet. Am Freitag Abend, gegen 19:00 Uhr erhielt ich eine SMS mit der Bestätigung meiner Schadensmeldung sowie einer Schadensnummer, immerhin schon nach rund 21 Stunden.

Wie heißt der schöne Satz: Es könnte schlimmer kommen – und es kam schlimmer (siehe Teil II und Teil III)